Bauvorbereitende Untersuchung im Bereich des Neustädter Platzes. Anwendung von Fotogrammetrie.
Projektzeit: 4 Monate
Fläche: 1.200 m2
Zeitstellung: Mittelalter Neuzeit
GPS-Koordinaten: 51.75947 N, 14.3364 E
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Von August bis November 2001 wurde o.g. Fläche in Cottbus archäologisch untersucht, zunächst nur der von der Baumaßnahme betroffene Westteil der Fläche, der nicht von der Tiefenentrümmerung betroffen war. Dabei handelte es sich um einen noch etwa 12 m breiten östlich an die rezente Bebauung anschließenden Streifen. Der Flächenabtrag erfolgte nur soweit, wie dies für die geplante Baumaßnahme erforderlich ist. Auf der geplanten Baugrubensohle wurden jedoch die angeschnittenen Befunde vollständig untersucht. Dies trifft ebenfalls auf einen Keller unmittelbar an der Burgstraße zu.
Im südlichen Bereich der Untersuchungsfläche wurde, unmittelbar zur Grenze Neustädter Platz der Stadtgraben angeschnitten, der sich weiter nach Süden erstreckt. Von dem hinter der Stadtmauer liegenden Grundstück ließ sich ein mittelalterlicher Entwässerungsgraben in den Stadtgraben hinein feststellen. Im weniger mittelalterlich-neuzeitlich überprägten Südbereich der Fläche wurden mehrere Gruben (Pfosten) der RKZ und eine spätslawische Grube dokumentiert. Weiter nördlich konnte eine flache Grube der vorrömischen Eisenzeit erfaßt werden. Die mittelalterliche Nutzung des Geländes setzt am Ende des 13. oder Beginn des 14. Jh. mit der Anlage unregelmäßiger, sehr tiefer und inhomogen verfüllter Materialentnahmegruben ein. Der Nachweis einer mittelalterlichen Besiedlung des Geländes konnte nicht erbracht werden, einen Hinweis darauf liefert allerdings der o.g. Entwässerungsgraben. Im 16. Jahrhundert wurde im nördlichen Grundstücksbereich ein tonnengewölbter Keller aus Ziegelsteinen in Lehmbindung errichtet. Der Zugang erfolgte über die nordwestliche Ecke. Der Keller war im wesentlichen baueinheitlich, sieht man von unerheblichen nachträglichen Einbauten und einer jüngeren Vormauerung im inneren Sockelbereich ab. Der Keller wurde um 1650/70 planmäßig aufgegeben. Vorher wurden im Fußboden noch große Materialentnahmegruben angelegt. Hinweise über die Gestalt des Erdgeschosses über dem Keller konnten nicht gewonnen werden.
Das mittelalterliche Fundmaterial umfaßt im wesentlichen Keramik und Tierknochen (Skelett eines Pferdes) aus den Verfüllschichten der Materialentnahmegruben. Die Keramik ist überwiegend sog. „Harte Grauware“ und nur sehr wenig Steinzeug und datiert überwiegend ins 14. Jh. Fundmaterial des 15.-16. Jh. ist sehr spärlich vertreten. Der umfangreichste Komplex stammt aus der um 1650/70 erfolgten Verfüllung des Kellers. Es handelt sich um riesige Mengen glasierter Irdenware, verziertes Muskauer Steinzeug und Ofenkacheln. Als besonderer Fund muß eine hier gefundene Gußform gelten, die wohl ins Mittelalter datiert werden kann, sich aber bisher mangels Parallelen noch einer Einordnung entzieht.