Gespeichert von Kay am Di., 07/06/2021 - 10:13
Baubegleitende Untersuchung von Leitungsgräben
Projektzeit: 4 Wochen
Fläche: 170 m²
GPS-Koordinaten: 52.398049 N, 13.070275 E
Zeitstellung: Jungsteinzeit Bronzezeit Slawenzeit
Publikationen
Im Umfeld der „Keimzelle Potsdams“, der frühmittelalterlichen slawischen Burg am Standort der späteren Heiliggeistkirche, sollten in der Großen und Kleinen Fischerstraße Trinkwasser-, Abwasser- und Heizleitungen neu verlegt werden.
Auf der Geländeoberfläche des 18. Jh. fanden sich unter anderem zahlreiche Bruchstücke holländischer Tonpfeifen sowie eine große Menge von Fischgräten, die von den in der Fischerstraße schon damals hauptsächlich ausgeübten Tätigkeiten zeugen.
Überraschend war die Zahl, Dichte und Tiefe der slawischen Vorratsgruben, die eine vor allem im 10. und 11. Jh. dicht bewohnte Vorburg-Siedlung belegen.
Noch zahlreicher waren die zum Teil noch tiefer angelegten jungbronzezeitlichen Vorratsgruben. Sie enthielten eine große Menge vielfach verzierter Gefäßbruchstücke, darunter der Teil eines wohl aus dem mitteldeutschen Saalegebiet importierten Salzbehälters (sog. Briquetage).
Rätselhaft ist der Fund einer unvollständig erhaltenen römischen Soldatenfibel des 4. Jh. n.Chr. Derartige Schmuckstücke dienten zum Zusammenhalten des Umhang-artigen römischen Mantels und hatten zum Teil auch den Charakter eines Rangabzeichens. Die Fibel besteht aus Messing oder Bronze und ist stark korrodiert. Da bisher am Ort keine germanischen Siedlungsfunde dieses Zeitabschnittes identifiziert werden konnten, ist sie vielleicht Jahrhunderte später von den Slawen irgendwo gefunden und hierher verschleppt worden.
Interessantester Befund ist ein weiteres, etwa 4800 Jahre altes jungsteinzeitliches Grab der sog. Kugelamphorenkultur mit einer Dreifachbestattung. Die bemerkenswert gut erhalten Skelette zweier junger erwachsener Menschen liegen eng beieinander, mit dem Kopf jeweils am Knie des anderen. Zwischen den Armen des einen lag ein neugeborenes Kind. An Beigaben wurden ein unverziertes Gefäß (ein sog. hochschultriger Topf), ein Feuersteinmesser und der Reißzahn eines Hundes geborgen.
Die Skelette wurden in einzelnen Erdblöcken geborgen, um den Gesamtbefund für eine Ausstellung rekonstruieren zu können.