Bauvorbereitende Untersuchungen im Bereich des Wohngebietes Carl-Dähne-Straße/Zum Düsteren Teich
Projektzeit: Mai 2014 bis Januar 2015
Fläche: ca. 13.000 m²
GPS-Koordinaten: 13.00927 E, 52.40695 N
Zeitstellung: Bronzezeit Eisenzeit
Publikationen
Mit den Ausgrabungen des Fundplatzes Potsdam Eiche konnte eine bronze- und eisenzeitliche Siedlung großflächig untersucht werden. Als siedlungsgünstiger Standort war eine kleine sandige Erhebung (Höhe 36 m über NN) am Rande eines Niederungsgebietes gewählt worden. Vielfältige Wohn- und Wirtschaftsaktivitäten ließen sich in Form von über 1.400 Befunden nachweisen. Die Befunde und deren Überschneidungen sprechen für eine längere Nutzung der Siedlungsfläche; dies bestätigt sich auch durch die Datierung der Keramik.
Die Anfänge der Besiedlung liegen in der Periode (IIIb)/IV und datieren an den Beginn der Jungbronzezeit. Unter anderem sprechen die Doppelkoni für diese frühe zeitliche Datierung. Die Hauptbesiedlung erstreckt sich von der Jüngstbronzezeit (Periode V) bis in die Übergangszeit zur Periode VI. Als chronologische Leitformen können für diese Stufe u. a. der (Zwei-)Henkeltopf, S-Profil-Schalen und verwaschene Terrinenformen, aber auch Verzierungen in Form von eingedellten Knubben, Dellen und Sparren herangezogen werden. Insbesondere letzteres Verzierungsmotiv kennzeichnet die Übergangsperiode, da das Sparrenmotiv in der frühen Eisenzeit fortgesetzt wird. Schraffierte Dreiecke und Randzipfel sind ebenfalls für beide Zeitepochen und deren Übergang zu datieren. Die ältere Stufe der Vorrömischen Eisenzeit (Stufe I nach Seyer) ist durch Rautöpfe mit geglätteter Randzone und Wellenrand belegt. In diesem Zeithorizont wird die Siedlung aufgegeben.
Trotz schlechter Funderhaltung belegen Tierüberreste, dass domestizierte Haustiere, wie Rind, Schaf/Ziege und Schwein gehalten und Jagd betrieben wurde. An Wildtieren fanden sich Rothirsch, Wildschwein, Ur und Schildkröte im Knochenmaterial. Die Verarbeitung von Milchprodukten ist durch den Fund von zwei Siebgefäßscherben naheliegend. Nachweise für Ackerbau liegen nach ersten Auswertungen durch die botanischen Reste von Emmer und Gerste vor. Weißer Gänsefuß wurde ebenfalls gesammelt und als Zumischung oder Futterpflanze verwertet. Zahlreiche Mahl-/Reib- und Unterlegsteine geben den indirekten Nachweis von Getreideanbau und die Verarbeitung von pflanzlichen Produkten. Speichergruben sprechen für eine bewusste Bevorratung von Getreide und anderen pflanzlichen Lebensmitteln. Der Nachweis einer Getreidedarre, in der als letzter Arbeitsprozess Emmer getrocknet wurde, belegt, dass Getreide für die Bevorratung bewusst aufbereitet wurde. An den Scherben einer Schale ließen sich einige Negativabdrücke von Getreidekörnern erkennen.
An handwerklichen Tätigkeiten ließ sich in der Siedlung die Textilherstellung belegen (Spinnwirtel, Webgewichte). Im Weiteren wurden Stein- und Silexartefakte hergestellt, worauf insbesondere für letztere eine Reihe von Absplissen und Abschlägen hinweisen, aber auch über 30 Kerne und Kerntrümmer. Hinweise auf eine Knochen- oder Geweihverarbeitung ließen sich im Fundmaterial nicht nachweisen, obwohl auch von dessen Herstellung in der Siedlung auszugehen ist.
Mindestens vier Ofenanlagen belegen weitere Tätigkeiten, die mit der Nahrungsmittelversorgung (Backen) bzw. der Keramikproduktion in Zusammenhang gestanden haben können. Letztere ist schon aufgrund der großen Bedarfs an Keramikgefäßen naheliegend. Zudem belegen die Gniedelsteine im weitesten Sinne eine Nutzung im Rahmen der Keramikproduktion und können zum Glätten der Gefäßwandungen gedient haben.
Des Weiteren wurde Kalk in der Siedlung gebrannt. Dieser kann sowohl für den Eigenbedarf genutzt, als auch zum Verhandeln gezielt produziert worden sein. Die Kalkbrennanlage datiert bereits in die Vorrömische Eisenzeit. Einige wenige Fragmente von Bronze- und Eisendrahtstückchen können u.U. Hinweis auf Metallverarbeitung geben, obwohl die Funde nur bedingt aus gesicherten Kontexten stammen. Produktionstechnische Anlagen oder technische Keramik wie Tiegel oder Gußformen ließen sich im Material von Potsdam-Eiche nicht nachweisen; lediglich fünf Schlackereste, die jedoch nicht näher datierbar sind, könnten u.U. für eine Eisenherstellung vor Ort sprechen.