Archäologische Voruntersuchung
Projektzeitraum: Juli bis Oktober 2019
Fläche: 7.370m²
GPS-Koordinaten: N 52.43337, E 13.05644
Zeitstellung: Römische Kaiserzeit u.a.
Im Planungsgebiet „Campus am Jungfernsee“ am Konrad-Zuse-Ring 6-6e wurde vor der Errichtung weiterer Gebäudekomplexe von Juli bis Oktober 2019 eine Rettungsgrabung durchgeführt. Der Erhaltungszustand der Fläche und Fundschichten war im östlichen Bereich gut (kolluvial überhöht, überschüttet), im westlichen Bereich waren die oberen Schichten durch frühere Erosion und Geländemodellierungen des 20. und 21. Jahrhunderts zerstört. Dokumentiert wurde vor allem ein technisches Nutzungsareal zu der nördlich anschließenden germanischen Siedlung der Römischen Kaiserzeit in einer mittleren und jüngeren Phase (2.-4. Jahrhundert).
Dokumentiert wurden zahlreiche kaiserzeitliche Gruben verschiedener Art, darunter zwei Haus- bzw. Hüttengruben, Pfostengruben zu wohl drei mittelgroßen ebenerdigen Gebäuden, eingegrabene Töpfe sowie Gruben mit gebranntem Lehm und mit Eisenschlacke. Eine Grube mit einem eingegrabenen großen Vorratsgefäß gehört der frühen Bronzezeit an (um 2000 v. Chr.). Zu einem im Umfeld schon weithin dokumentierten frühmittelalterlichen Lagerplatz des 8. Jahrhunderts gehören ein oder zwei eingetiefte Feuerstellen mit Steinen und zwei Pfostengruben.
Interessantester Einzelfund war ein mittelpaläolithisches Werkzeug aus Quarzit (Moustérien-Schaber), mindestens 40.000 Jahre alt (noch Neandertaler); es gehört zur selben Kulturstufe wie der 2013 unweit südlich gefundene Faustkeil aus Granit. Wenige Feuersteinartefakte gehören eventuell in dieselbe Zeit. Zahlreiche einzeln gefundene Feuersteinabschläge stammen wohl von den benachbarten mittelsteinzeitlichen Lagerplätzen und jungsteinzeitlichen Gehöften. Die kaiserzeitlichen Scherben aus den Schichten und Gruben sind nur selten verziert, überwiegend gehören sie zu großen und sehr großen grobkeramischen eingliedrigen unverzierten Töpfen. Kaiserzeitlich sind auch Brandlehmstücke von Ofenkuppeln mit Stroh- u. Holzabdrücken, Tropfschlackestücke und schwammige Schlacke von der Eisengewinnung.
Zahlreiche Funde des 18. u. 19. Jahrhunderts (Ton- und Glasscherben, Pfeifenbruchstücke, Bleigeschosse, Münzen) lagen in den im Osten besonders breit und tief erhaltenen Ackerfahren (Gräben zwischen den mittelalterlich-frühneuzeitlichen, hier durchschnittlich 19 m breiten Langstreifenfeldern). Manches scheint mit Feldübungen der Potsdamer Garderegimenter zusammenzuhängen.