Gespeichert von Kay am Di., 07/06/2021 - 07:54
Bauvorbereitende Untersuchungen
Projektzeit: 30 Tage
Fläche: 740 m²
GPS-Koordinaten: 52.410787 N, 13.029532 E
Zeitstellung: Mittelalter Neuzeit
In vier Baugruben für Mehrfachhäuser auf den Grundstücken Ribbeckstr. 32-35 im Potsdamer Stadtteil Bornstedt, einem 1935 eingemeindeten Dorf nordwestlich der Stadt, konnten zahlreiche archäologisch relevante Befunde aus mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Zeitstellung untersucht werden. Das Befundaufkommen entsprach von der Zeitstellung und von der Qualität her den Erwartungen, denn die Baumaßnahme wurde aufgrund ihrer Lage im Bodendenkmal „mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Ortskern Bornstedt“ im Vorfeld des Baugeschehens mit einer archäologischen Dokumentationsmaßnahme beauflagt.
Einige umgelagerte neolithische Scherben und Feuersteinartefakte im Fundmaterial deuteten auf einen ursprünglich vorhandenen aber durch spätere Erdbewegungen komplett überprägten neolithischen Fundplatz an dieser Stelle.
Auf das Mittelalter geht die Anlage und Verfüllung zahlreicher Lehmentnahmegruben. Die Ausbeutung des qualitativ guten, fast tonigen Lehms scheint bis in das 13. Jh. zurückzugehen. In dieser Zeit scheint es auf den untersuchten Flächen keine Bebauung gegeben zu haben. Einen ausgebrannter und stark zerstörter Hausbefund – ob Grubenhaus oder Kellerraum ließ sich nicht feststellen – datierten die Ausgräber in das 14. Jh. Im Brandschutt des Hauses konnten zahlreiche Scherben von Gefäßes des Hausinventars sowie einige primitive Steinwerkzeuge aufgefunden werden. Die Keramik ähnelte sehr den Produkten der mittelalterlichen Potsdamer Töpfern, die von den Ausgrabungen auf dem Alten Markt und vom Landtagsgrundstück bekannt sind. Funde von mittelalterlichen Ziegelsteinen und Dachziegeln auf diesem und dem gegenüberliegenden Grundstücken zogen ebenso das archäologische Interesse auf sich. Solche Funde sind gerade im dörflichen Zusammenhang eher selten. Im Zusammenhang mit den vielen Lehmentnahmegruben auf der Untersuchungsfläche und einer Urkunde aus dem frühen 15. Jh. über den Kauf einer Lehmgrube in der Feldmark Bornstedt durch die Stadt Potsdam erwuchs die Hypothese, dass es eine mittelalterliche Ziegelproduktion im Ort gegeben haben könnte. Weitere Indizien dazu wären in Zukunft zu sammeln und abzuwägen.
In der frühen Neuzeit wurden zwei große Gräben auf den Grundstücken angelegt. Die Funktion eines flachen, mit Holzpfählen oder –brettern eingefassten Grabens ist unklar, der andere, viel tiefer reichende Graben diente vermutlich als Ableitung von überschüssigem Wasser aus dem Bornstedter See und damit als Vorläufer des Teufelsgrabens, eines ab 1786 ausgehobenen viel größer dimensionierten Abflusses für den Bornstedter See. Im 18. Jh., vermutlich zur Zeit der Arbeit am Teufelsgraben, erfuhren die untersuchten Grundstücke eine massive Geländeaufhöhung, zunächst durch lehmhaltiges, dann durch sandiges Sediment. Von der gärtnerischen Nutzung des 19. und 20. Jh. zeugten dicht gesetzte Pflanzrinnen und Fundamentreste eines Leichtbaus, vermutlich eines Gewächshauses.