Baubegleitende Untersuchungen im Bereich Wichmannstraße/Friedrich-Ebert-Straße/Am Alten Gymnasium
Projektzeit: 8 Monate
Fläche: ca. 1.000 m²
GPS-Koordinaten: 52.924887 N, 12.805465 E
Zeitstellung: Bronzezeit Mittelalter Neuzeit
Publikationen
Die archäologische Baubegleitung erfolgte im Zusammenhang mit der Neuverlegung bzw. Erneuerung von Regenwasser- und Schmutzwasserschächten und -trassen sowie der Neuanlage von Trinkwasserleitungen. Am Rosengarten sollte im Rahmen einer Oberflächenerneuerung die gesamte Fläche des Platzes ca. 0,40 m weit abgeschoben werden. Die Notwendigkeit für die Untersuchung ergab sich aus dem Umstand, dass die betroffenen Areale im Bereich des Bodendenkmals „mittelalterlicher/frühneuzeitlicher Stadtkern Neuruppin“ liegen.
Im Bereich der Wichmannstraße setzten archäologische Strukturen meist direkt unter der ca. 0,40 m mächtigen modernen Sandaufschüttung ein. Dabei handelte es sich häufig um spätmittelalterliche und neuzeitliche Auffüllungshorizonte, ferner konnte die Schicht, die aus dem Stadtbrand 1787 resultiert, dokumentiert werden. Oft wurden aber auch konkrete Bebaubauungsreste angeschnitten, hinzu kamen einige Gruben. Die meisten sind mittelalterlich, für einige ist jedoch eine bronzezeitliche Datierung anzunehmen. Insgesamt wurden 90 Befunde aufgedeckt.
Die wesentlichsten Ergebnisse der Untersuchung sind die Rekonstruktion einer mittelalterlichen Häuserzeile und des mittelalterlichen Straßenverlaufs im Bereich der Wichmannstraße, sowie die Aufdeckung eines mittelalterlichen Werkplatzes mit fünf Kalkbrennöfen. Außerdem konnten bei der Untersuchung zahlreiche Abfall- oder Vorratsgruben erkannt werden.
Im Bereich Friedrich-Ebert-Straße/Am Alten Gymnasium ergab sich, dass der Verlauf der mittelalterlichen unbefestigten Straßen weitgehend dem heutigen Straßenverlauf entsprach. Stellenweise überlagert die Straße ältere mittelalterliche Gruben oder wird von jüngeren Gruben geschnitten. Besonders Am Alten Gymnasium fanden sich gehäuft Gruben unter oder über der mittelalterlichen Straßenschicht.
Im Nordwesten der Friedrich-Ebert-Straße, wo die Straßenflucht nicht erfasst wurde, griffen die Bodenarbeiten statt dessen weiter südwestlich in ein Areal mit Resten von Wohnbauten und in einen mittelalterlichen Werkbereich ein. Dokumentiert wurde dort ein ca. 1,70 m tief gegründetes Feldsteinfundament, zwei Keller und Gruben, die auf Kalkverarbeitung schließen lassen. Die ebenfall im Bereich dieses größeren Planums gelegenen Reste von Feldsteinpflastern, von denen eines einen Nordost-Südwest orientierten Rinnstein aufweist, könnten sowohl von Hofpflasterungen, als auch von Querstraßen stammen.
Der als Hof- und Gartenbereich interpretierte heutige Platz lieferte außer Spatenspuren, die über einen längeren Abschnitt verfolgt werden konnten unter anderem auch einige Gruben.
Eine Am Alten Gymnasium aufgefunden gestörte Körperbestattung ist wahrscheinlich nicht mehr mittelalterlich.