Bauvorbereitende Untersuchung im Zusammenhang mit dem Bauvorhaben Wohnpark Jungfernsee
Projektzeit: Februar bis April 2016
Untersuchte Fläche: 1200 m²
Koordinaten: N 52.4384, E 13.0509
Zeitstellung: Neolithikum, Frühe Bronzezeit, Römische Kaiserzeit, Neuzeit
Nach bereits begonnenen und in Folge des Auftretens kaiserzeitlicher Befunde unterbrochenen Ausbaggerungsarbeiten wurde die westlich des Geländeabbruchs zum Uferbereich liegende, zur Bebauung vorgesehene Fläche bauvorbereitend untersucht (Baustellenreport).
Der Störungsgrad erwies sich nach Ausdehnung und Tiefe als geringer, die Befunddichte und -tiefe größer als zunächst angenommen. Teilweise waren neolithische und bronzezeitliche Kulturschichten vorhanden, an einer Stelle könnte es sich um ein leicht eingetieftes neolithisches Haus handeln. Dominierend sind frühbronzezeitliche zylindrische Speichergruben, z. T. sehr tief, hinzu kommen einige neolithische Gruben, eine eisenzeitliche Grube, zwei gestörte frühkaiserzeitliche Grubenhäuser, zahlreiche neolithische, frühbronzezeitliche und kaiserzeitliche Pfosten. Einige Baureste und Abfallgruben des späten 19. Jhs. wurden ebenfalls untersucht. Zwei in der Kulturschicht stehende, mit Scherben abgedeckte frühbronzezeitliche Gefäße waren zunächst für Grabbefunde gehalten worden, sie enthielten jedoch keine Leichenbrand- oder Knochenreste, auch auf Körpergräber gibt es keine Hinweise.
An Funden konnten größere Mengen frühbronzezeitlicher Keramik geborgen werden, wohl durchweg der späten Aunjetitzer Kultur (um 1700 v. Chr.), darunter eine „klassische Tasse“, weiterhin Feuersteinartefakte, darunter ein Dolch vom Typ V („Fischschwanzdolch“), zahlreiche Tierreste, darunter ein Pferdeschädel, Geweihstücke, Fischgräten und Muschelschalen. Hinzu kam interessante neolithische Keramik, teilweise aus Gruben, darunter mehrere zeichnerisch rekonstruierbare Becher mit Verzierungen der späten Schnurkeramik, der Glockenbecherkultur und der Schönfelder Kultur (um 2300 v. Chr.). Aus einem begrenzten Schichtbereich stammen Scherben der Trichterbecherkultur (um 3400 v. Chr.). Frühkaiserzeitliche Keramik kam aus den Hausgruben und als Streufunde (1./2. Jh. n. Chr.), aus einer Grube eventuell Scherben der vorrömischen Eisenzeit. Neuzeitlicher Provenienz ist Glas-, Porzellan- (KPM) und Braunzeug-Geschirr, z. T. mit der Aufschrift „Restaurant Buge“ aus den 1890er Jahren.