Bauvorbereitende Untersuchung eines stein- und bronzezeitlichen Moorfundplatzes innerhalb des GVZ Wustermark. Grabung in natürlichen Schichten. Bislang ältester untersuchter Fundplatz Brandenburgs.
Projektzeit: 10 Monate
Fläche: 12.000 m2
Zeitstellung: Neolithikum Bronzezeit
GPS-Koordinaten: 52.561795 N, 12.965913 E
Publikationen
Weitere Hausgrundrisse des auf Dyrotz 34 neu erkannten frühbronzezeitlichen Typs erbrachte die Grabung Wustermark 22. In unmittelbarem Anschluß an einen der klassischen Baggerfundplätze der havelländischen Steinzeit (Wustermark 1) wurde hier 1998/99 ein Siedlungsareal fast aller im Havelland vertretenen stein- und bronzezeitlichen Kulturen auf einer Fläche von 12.000 m² dokumentiert. Die ältesten Besiedlungsspuren gehören den spätpaläolithischen (Federmesserkultur und Ahrensburger Kultur) und mesolithischen Kulturen an, wobei ein Teil des Fundmaterials aus etwa 60 ovalen, mit humusfreiem, mergelartigen Material gefüllten Gruben von einem bis drei Metern Durchmesser geborgen wurde. Ob es sich hierbei um vom Menschen angelegte Siedlungsbefunde oder um natürlich entstandene Strukturen mit umgelagertem Fundmaterial handelt, ist noch nicht abschließend geklärt. Ins Mittelneolithikum datiert der Grundriß eines langrechteckigen Pfostenhauses. Der frühen Bronzezeit gehören vier weitere große Rechteckhäuser und ein kleiner Friedhof mit vier Hockerbestattungen an, der jüngeren Bronzezeit einige fragmentarische Grundrisse kleiner Pfostenbauten sowie zahlreiche Gruben und Feuerstellen.
In den letzten zehn der insgesamt 37 Grabungswochen fand in einem Teilbereich des alten Wasserlaufes mit Hilfe einer Grundwasserabsenkung eine der größten bisher in Brandenburg durchgeführten Moorgrabungen statt. Innerhalb eines bis 2,5 m mächtigen Paketes aus abwechselnd sandigen und torfigen Verlandungsschichten spiegelten sich die wechselnden Wasserstände und die Aktivitäten der urgeschichtlichen Siedler wider. Vor allem der frühbronzezeitlichen Hauptbesiedlungsphase lassen sich eine ausgedehnte Abfallstreuung, Fahrzeug- und Viehtrittspuren sowie eine Vielzahl wohl der Befestigung und Einzäunung von Wegen dienender Pfosten zuweisen. Die für Brandenburg ebenfalls ein Novum darstellenden, in zwei verschiedene Richtungen weisenden Wagenfahrspuren deuten Verbindungen unserer Siedlung mit dem frühbronzezeitlichen Siedlungs- und Werkplatz Dyrotz 34 sowie mit dem großen Bestattungsplatz Dyrotz 40 an. Die unterhalb der neolithischen und bronzezeitlichen Fundhorizonte liegenden Schichten aus unter Wasser gebildetem Torf und eingespültem Sand waren weitgehend fundfrei und erlaubten eine zügige Abtragung, sodaß auf 296 m² der mineralische Untergrund des Moores erreicht werden konnte. Erst in den letzten 30 cm über dem steinigen Bett des alten Flußlaufes stießen wir auf den erhofften frühen Fundhorizont aus zerschlagenen Wildtierknochen, Knochen-, Geweih- und Flintartefakten. Unter den bestimmbaren Gerät- und Waffentypen (darunter u.a. zehn Knochenspitzen und neun Angelhaken) befinden sich ältermesolithische und auch spätpaläolithische Formen. Überraschungen und bisher für Brandenburg einzigartig waren eine Beilklinge aus Elchgeweih mit feiner Ritzverzierung und eine ebenfalls ritzverzierte Knochenspitze.