Untersuchungen im Rahmen der Geländemodellierung, auf den Trassen der Erschließungsstraßen und beim Bau der Wohnhäuser (Wohngebiet Campus am Jungfernsee)
Projektbeginn: Februar 2012
Fläche: ca. 35.000 m² (Stand 2019)
GPS-Koordinaten: 52.4313 N, 13.0580 E
Zeitstellung: Jungsteinzeit Bronzezeit Römische Kaiserzeit Slawenzeit
Publikationen
Im Potsdamer Ortsteil Nedlitz zwischen dem Westufer des Jungfernsees und der Nedlitzer Straße wird auf dem Areal der ehemaligen „Grauen Kasernen“ auf einer Fläche von einem halben Quadratkilometer ein neues Gewerbe- und Wohngebiet geschaffen. Nach bzw. parallel zu zwei seit Oktober 2011 bis Januar 2013 durchgeführten größerflächigen archäologischen Rettungsgrabungen im nördlichen Gewerbegebiet wurde zur Vorbereitung der Erschließung des südlichen Wohngebietes eine Geländemodellierung durchgeführt. Diese wurde archäologisch begleitet, sowie weiterhin in einem Teilbereich eine flächige bauvorbereitende Rettungsgrabung durchgeführt. Dabei konnte vor allem eine hinsichtlich eingetiefter Befunde und der Fundstreuung in einer Kulturschicht gut erhaltene Siedlungsstelle der Britzer Kultur, einer Untergruppe der jungsteinzeitlichen Trichterbecherkultur (ca. 3300–3100 v. Chr.) zu großen Teilen dokumentiert werden. Darunter sind die ersten im Land Brandenburg für diese Kulturgruppe nachgewiesenen Pfostenbauten. Weiterhin traten Funde und Befunde der frühen Bronzezeit (2200–1800 v. Chr.) und der Römischen Kaiserzeit (30–300 n. Chr.) auf.
Ab 2013 wurden in dieser Fläche die Straßen einschließlich Unterbau und Ver- und Entsorgungsleitungen angelegt; die Flächen wurden in den Bereichen, in denen nach den bisherigen Erkenntnissen mit erhaltenen Funden und Befunden zu rechnen war, ab März 2013 sukzessive bauvorbereitend untersucht. Dabei wurden im Süden zwei bis drei bisher nicht bekannte neolithische Siedlungsstellen erfasst, weiterhin wurde im Randbereich der bereits untersuchten Siedlungsfläche der Trichterbecherkultur eine Siedlungsgrube mit bemerkenswerten Funden untersucht. Am interessantesten war eine ehemalige, durch Schwemmschichten gefüllte geologische Rinne, die südöstlich an der neolithischen Siedlungsstelle vorbei in den Jungfernsee mündete und die mit größerem Handarbeitsaufwand untersucht wurde und zahlreiche Funde erbrachte, darunter eines der seltenen jungsteinzeitlichen Kupferwerkzeuge. Im Nordosten wurden zuletzt frühslawische Siedlungsreste erfasst.
Nach der Parzellierung des Areals wurde dann schließlich im Herbst 2015 mit dem Bau der Wohnhäuser begonnen, der wiederum archäologisch begleitet wird. Bis Anfang 2018 wurden 54 Hausbaustellen baubegleitend untersucht. Während die Untersuchungen im südwestlichen Teil des Areals (Carl-Adam-Petri-Straße, Carl-Gustav-Jacobi-Straße und Hermann-Weyl-Straße) hauptsächlich Streufunde und nur wenige urgeschichtliche Befunde erbrachten, konnten in den weiter nördlich und östlich gelegenen ufernäheren Bereichen (Emmy-Noether-Straße, Straße Am Jungfernsee) diverse Siedungsreste der Jungsteinzeit und der Bronzezeit dokumentiert werden.