Baubegleitende Untersuchung im Bereich der Stadtmauer an der ehemaligen Kellertorwache
Projektzeit: 11. Juli bis 25. September 2015
Fläche: 200 m²
Koordinaten: 52.39902 N, 13.07055 E
Zeitstellung: Neuzeit
Wieder einmal wurde unter Beweis gestellt, dass auch kleine archäologische Begleitungen in der Stadt interessante neue Erkenntnisse liefern können. Von primärem Interesse ist hier der Nachweis mittelalterlicher Ziegel im Fundament der Stadtmauer. Zusammen mit weiteren Funden mittelalterlichen Baumaterials an Bauten Friedrich Wilhelms I. im Osten der Stadt verdichten sich nun Hinweise darauf, dass es in der Nähe ein oder mehrere mittelalterliche Gebäude gegeben haben könnte. Der König ließ um 1720 das Gelände großflächig aufplanieren, den noch bestehenden Graben zwischen der immer noch inselhaften ehemaligen slawischen Burgstelle und dem Gelände der Burgstraße zufüllen und darauf die Heiligengeistkirche errichten. Dass sich ein großes Gebäude auf der Insel befunden hatte, ist durch historische Pläne und Ansichten bekannt. Im Plan von Suchodoletz wurde es als „Kornhaus“ bezeichnet. Es spricht mittlerweile immer mehr dafür, in diesem Gebäude die Reste der mittelalterlichen Burg zu sehen. Seine endgültige Zerstörung konnte dem sparsamen königlichen Bauherrn einiges an brauchbarem Baumaterial liefern. Wenigstens für die Fundamente konnte man die Abrissziegel noch gebrauchen. Die These von der mittelalterlichen Burg „unter“ der Heiligengeistkirche bleibt bis zur Auffindung entsprechender Fundamente unbewiesen, festigt sich aber mit jedem weiteren archäologischen und historischen Hinweis.
Im zweiten Teil der Untersuchung ging es darum, die Fundamente der Kellertorwache offenzulegen, zu vermessen und zu interpretieren. Zunächst ließ sich die Vermutung bestätigen, dass beim Bau Streifenfundamente zur Anwendung kamen. Die Fläche unterhalb des Grundrisses erschien komplett gestört. Vermutlich hatte man eine große Baugrube bis auf Höhe des Grundwassers errichtet. Auch durch ein mögliches Vorgängerhaus konnte es bereits zu größeren Störungen der alten Schichten gekommen sein. In der neuen Trasse der Mischwasserleitung musste das Fundament zum Einbringen der Spundwand entfernt werden. An dieser Stelle konnte der Fundamentaufbau fast komplett nachvollzogen werden. Zunächst wurde ein Rost aus Kiefernhölzern auf zwei Reihen eingeschlagener Holzpfähle aufgesetzt, auf diesen lagen kurze Bretter aus. Auf dem Unterbau konnte man dann Mauern aus Rüdersdorfer Kalksteinen in Kalkmörtel aufbauen. Zur Geländeoberkante hin verjüngte sich das Mauerwerk in zwei Stufen. Auf Oberflächenhöhe kamen dann Ziegelsteine für das aufgehende Mauerwerk als Baumaterial zum Einsatz, sowie ein umlaufender Saum aus vorgeblendeten Sandsteinen. Eine Umbauphase im Bereich der östlichen Außenwand manifestierte sich ebenfalls im Fundament. Hier wurde das aufgehende Mauerwerk der Stadtmauer abgebrochen und als neue Außenwand der Kellertorwache wieder aufgemauert.