Gespeichert von Kay am Di., 07/06/2021 - 10:23
Bauvorbereitende und baubegleitende Untersuchungen auf einem mittelalterlich-neuzeitlichen Kirchhof
Projektzeit: 6 Wochen
Fläche: 650 m²
GPS-Koordinaten: 51.723963 N, 13.383946 E
Zeitstellung: Mittelalter Neuzeit
Publikationen
Die Untersuchung auf dem Platz um die Stadtpfarrkirche St. Martin in Schlieben war vom Umfang zwar nicht sehr groß, brachte aber dennoch einige interessante Ergebnisse. In erster Linie ist das Auffinden einer Backsteinmauer im Norden des Kirchenbaus zu nennen, bei der es sich entweder um einen nach dem Brand von 1631 nicht wieder errichteten Kirchenanbau aus dem 15. Jahrhundert handelte, oder sogar um die Reste eines Vorgängerbaus aus dem 13. Jahrhundert. Die Mauer verblieb unversehrt im Erdreich. Die Masse der Befunde wurde aus von Westen nach Osten orientierten Grabgruben gebildet. Kleinere Gruben konnten als Kindergräber gedeutet werden. Im Bereich der Sondagen der Voruntersuchung wurden einige Grabgruben bis zum Skelett ausgehoben. Der Einblick in Todesalter, Krankheitsbilder und Todesumstände der Schliebener Bürger des späten Mittelalters und der Neuzeit blieb aber äußerst fragmentarisch, denn es konnten lediglich ein Grab vollständig und zehn weitere nur teilweise untersucht werden. Die wohlhabenden Bürger konnten sich ein Begräbnis in einer Gruft leisten. Die Grüfte waren knapp meterhoch, konnten einen Boden aus Ziegelsteinen besitzen und waren durch ein Tonnengewölbe verschlossen. In zwei Fällen wurden Reste einer Einfassung aus Ziegelsteinen entdeckt. In einem Fall ließ sich die Standfläche eines Grabsteins nachweisen, der vielleicht einer nicht aufgedeckten, östlich des Steins liegenden Gruft angehörte. Aber auch im Umfeld der einfachen Grabgruben wurden Hinweise darauf gefunden, dass auch diese eine oberirdische Markierung besaßen. Einige kleine, runde oder eckige Verfärbungen wurden als Standorte von Grabkreuzen gedeutet.
Die Lage der Umfassungsmauer des Friedhofes konnte im Südwesten ermittelt werden. Schmale Fundamente aus Ziegel- und Mörtelschutt ließen ein an der Südwestecke des Friedhofs durch eine Mauer abgetrenntes Areal vermuten.
Zuletzt sei ein Grubenkomplex im Südosten des Friedhofs erwähnt, der dem Anmischen von Kalk und Mörtel diente. Die Gruben stammen vermutlich aus der Zeit des Wiederaufbaus des Kirchturms und der Restaurierung der Kirchmauern (1857-1862).