Baubegleitende Untersuchungen im Zusammenhang mit der Sanierung der Brauerstraße
Projektzeitraum: Mai - Dezember 2016
Fläche: ca. 800 m²
Koordinaten: N 52.395812, E 13.06256
Zeitstellung: Urgeschichte, slawisches und deutsches Mittelalter, Neuzeit
Die Bebauung des Potsdamer Havelufers gegenüber dem neuen Landtagsgebäude und am Südrand des Alten Marktes ist Teil des Neuordnungsplanes „Potsdamer Mitte“. Seit dem Jahr 2013 erfolgt die Neubebauung der ersten Grundstücke in der Humboldtstraße. Diese sollen teilweise zum Markt hin mit rekonstruierten historischen Fassaden wiedererrichtet werden, im Falle des Palastes Barberini, jetzt Museum Barberini, sogar gänzlich in der historischen Gestalt. Bevor der Hochbau auf den Grundstücken der an die Humboldtstraße östlich anschließenden Brauerstraße erfolgen kann, war die Neuverlegung von Medien im Straßenbereich der Brauerstraße vorgesehen. Im Einzelnen handelte es sich um die Neuerschließung durch Regenentwässerung, Trinkwasser, Abwasser, Fernwärme und Brauchwasser. Damit wurde sehr großflächig in die Bodensubstanz des Straßenbereiches eingegriffen, in dem seit den 1960er Jahren keine größere und tiefgreifende Baumaßnahme stattgefunden hatte.
Obgleich es sich um eine typische archäologische Baubegleitung handelte, die teilweise unter für die archäologische Substanz ungünstigen Bedingungen durchgeführt wurde, konnten doch einige wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die vorliegenden Fundplätze gewonnen werden. Die bisher gewonnenen Erkenntnisse über die Befundlage in der Brauerstraße rührten von Beobachtungen, die Richard Hoffmann Mitte der 1960er Jahre bei der archäologische Betreuung von Leitungstrassen gemacht hatte, sowie von den Ausgrabungen auf den südlich angrenzenden Grundstücksflächen, die in den Jahren 2014 und 2015 stattgefunden hatten. Die Befunde, hauptsächlich Bestattungen, die Hoffmann dokumentiert hatte, waren jedoch in der Lage nicht ausreichend rekonstruierbar, sodass die Befunderwartung in den Teilbereichen der Untersuchungsfläche zu wenig konkret formuliert werden konnte. Im Zuge der Aufarbeitung gelang es jedoch, die Aufzeichnungen Hoffmanns besser zu verorten.
Der Nachweis von urgeschichtlicher Flächennutzung, vermutlich neolithisch oder/und bronzezeitlich, gelang bis auf Höhe des Grundstückes Brauerstraße 4-7. Möglicherweise ist durch eine Grabgrube, die weitere Nutzung des Areals als Gräberfeld zu bestimmen.
Befunde zur bekannten slawischen Siedlung des 8. und 9. Jh. konnten in großer Zahl aufgedeckt und dokumentiert werden, leider jedoch nur in Teilen. Im südlichen Bereich, unter der Fernwärmetrasse, blieben die unteren Bereiche der Befunde sogar erhalten. Entgegen der vorformulierten Befunderwartung konnte nur ein einziges Grab des slawischen Gräberfeldes angetroffen werden. Die Trasse der Regenwasserleitung, die den größten Bodeneingriff darstellte, blieb über weite Teile ohne Grabbefund. Es konnte daraus der Schluss gezogen werden, dass sich bereits in slawischer Zeit hier eine Wegeführung befunden hatte, die das Gräberfeld in einen nördlichen und einen südlichen Teil untergliederte. Aus dieser Wegeführung entstand nach der Stadtgründung durch deutsche Neusiedler um 1200 die Straße, die später im vorliegenden Abschnitt den Namen Brauerstraße erhielt. Über die Jahrhunderte sammelten sich verschiedene Sedimente im Straßenbereich an. Auf dem ehemaligen Blücherplatz lag auf diesen Straten sogar eine Holzbefestigung. Diese stammte vermutlich aus dem späten 15. oder frühen 16. Jh. In der Mitte des 15. Jh. erhielt die Brauerstraße einen Straßenbrunnen. Für Potsdamer Verhältnisse war dies ungewöhnlich, da in der Regel seit der Stadtgründung jedes Grundstück über einen privaten Brunnen verfügt hatte. Es ist vorstellbar, dass sowohl der Bau eines öffentlichen Brunnens als auch der Aufbau von Holzbelägen rund um das Rathaus und den als mittelalterlichen Marktplatz anzusehenden Blücherplatz als Aufwertung des Potsdamer Handelsplatzes ab der 2. Hälfte des 15. Jh. zu verstehen ist. Ein weiterer öffentlicher Brunnen, über dessen Bauzeit nichts gesagt werden kann, lag nördlich der Leitungstrasse. Er ist nun durch die angeschnittene Baugrube bekannt.
Zu den jüngsten Befunden gehörten einige Baubefunde. Aus dem 17. Jh. stammten Fundamente der Häuser Brauerstraße 4 und 8. Im Norden, zur Burgstraße hin, konnte der Keller des Hauses Blücherplatz 8 durchschnitten werden. Das dort angetroffene Mauerwerk war aus dem 18. Jh.